Das große "Holzboot" (Nachtrag letzte Woche)

Ich fahre raus - es ist schönes Wetter. Trotz Dämmerung ist die Sicht gut; eine Nacht mit gutem Mondlicht.

Über Funk erfahre ich, dass ein Boot draußen am Meer sei, mit kaputtem Motor - ich fahre weiter hinaus, um es zu suchen, die ungefähre Position wurde genannt.

Da plötzlich ein Schatten auf dem Wasser...ein kaputtes Boot - nur der Schlauch schwimmt noch über Wasser. Man kann sich vorstellen, wie einem zumute ist bei diesem Anblick - ist hier jemand ertrunken? wo sind die Menschen? ich bin alleine unterwegs, es ist dunkel, die Wellen werden höher... . Ich schaue mich um, suche die Umgebung ab, kommuniziere über Funk mit den spanischen Wasserrettern. Wahrscheinlich ist es das Boot, von dem Frontex zwei Tage früher die Flüchtenden aufnahm.


Bald werden Wetter und Wind so unwirtlich, dass ich beschließe, zurückzufahren. Die Küstenwache ist auch unterwegs…..

Es ist schon mehr ein über-die-Wellen-fallen, als ein auf-dem-Wasser-fahren. Ich bin schon recht weit draußen. Einmal blicke ich mich noch um - ein blinkendes Licht! ...die Flüchtenden geben oft Zeichen mit Taschenlampen um auf ihre Lage aufmerksam zu machen. Ich überlege kurz und fahre dann dem blinkenden Licht entgegen. Da sehe ein großes Holzboot auf dem Wasser...um die hundert Flüchtlinge sind auf dem Boot. Ich melde das Boot an die spanischen Wasserretter und fordere zur Sicherheit Unterstützung an. Das Boot ist zwar extrem langsam unterwegs aber es fährt; das ist gut.

Echo1, das Boot von James, der mit den spanischen Wasserrettern unterwegs ist findet uns leider trotz Angabe der GPS Koordinaten nicht - ich werde sie wohl alleine begleiten müssen. Gedanken an einen Vorfall von vor zwei Wochen begleiten mich. Ein großes Holzboot war auseinandergebrochen – viele Menschen sind gestorben...Hoffentlich geht jetzt alles gut!

Mit einem "normalen" Schlauchboot wäre die Situation sicher recht problematisch bei diesem Seegang. Die Bedingungen sind wirklich nicht gut.

Da kommen auch noch andere Helfer mit einem RIB Schlauchboot - versuchen, dem Boot den Weg zu weisen... Wir überlegen wohin wir sie am besten leiten. Der Hafen ist zwar besser zum Aussteigen, wir beschließen sie aber lieber an den Strand zu leiten, da wir nicht wissen wie gut die Steuerkünste sind und ob der Motor auch durchhält. Die Umgebung des Hafens ist felsig, wenn sie den Hafen verfehlen kann es schnell zu gefährlichen Situationen kommen.


Trotz schlechtem, sehr langsamem Motor schafft es das Holzboot (das sich später als GFK Boot herausstellt) zum Glück - zwar langsam, aber doch - sicher an Land.

Die Kommunikation hat gut funktioniert - an Land stehen bereits Helfer bereit, geben Blinkzeichen um den Weg zu zeigen und um die Menschen zu empfangen, sie sicher aus dem Boot zu bringen.